Die Konjunktur kam auch 2024 nicht aus dem Tal. Doch nicht überall stand ein Minus.
Zu Jahresbeginn keimte noch Hoffnung. Einige Frühindikatoren deuteten darauf hin, dass Berlin und Brandenburg bei der Wirtschaftsleistung 2024 wieder ordentliche Werte würden erreichen können. Im Vorjahr hatte sich das Geschäftsklima merklich abgekühlt. Doch die Entwicklung blieb brüchig.
Vor allem die Industrie in Brandenburg, traditionell konjunktursensibler als die Berliner Dienstleistungswirtschaft, geriet in den Sog der Krise. Schwache Auslandsnachfrage, gestiegene Finanzierungskosten und anhaltende Unsicherheiten in der Energiepolitik bremsten das Geschäft. Auch die Bau- und Immobilienwirtschaft blieben unter Druck. So stand am Ende des Jahres ein Minus von 0,7 Prozent bei der Wirtschaftsleistung in den Büchern. Im Vorjahr war sie mit minus 1,4 Prozent noch schlechter ausgefallen.
In Berlin stabilisierte sich der Arbeitsmarkt zwar auf hohem Niveau, doch die Dynamik der Wirtschaft fiel auch hier schwächer aus als erhofft. Ob Arbeitslosenquote oder Kurzarbeit - die Krisensignale nahmen von Monat zu Monat zu. Die Investitionsbereitschaft blieb gering, und viele Unternehmen agierten abwartend. Der private Konsum erholte sich langsamer als erhofft – nicht zuletzt wegen anhaltend hoher Lebenshaltungskosten und einer spürbaren Konsumzurückhaltung. Mit einem um 0,8 Prozent höheren Bruttoinlandsprodukt schaffte die Hauptstadt immerhin den Sprung in die Spitzengruppe der Bundesländer.
Deutschland insgesamt tat sich schwer mit der Rückkehr in die schwarzen Zahlen. Vor allem die Industrie kämpfte mit schwierigen Rahmenbedingungen und verlor mehrere zehntausend Jobs. Zum zweiten Mal in Folge schrumpfte die Summe aller neuen Waren und Dienstleistungen – das hatte es in der Geschichte der Republik zuvor erst einmal gegeben. Das wirtschaftspolitische Vakuum durch das Ende der Ampel-Regierung dürfte auch eine Rolle gespielt haben. Der Abstand zur gesamtwirtschaftlichen Dynamik anderer europäischer Volkswirtschaften blieb damit bestehen.
Dafür war eine Reihe von strukturellen Gründen verantwortlich:
Für 2025 erwarten führende Wirtschaftsinstitute nur eine moderate konjunkturelle Erholung – auch in Berlin und Brandenburg. Zwar könnten sinkende Inflationsraten und eine vorsichtige geldpolitische Lockerung der Europäischen Zentralbank neue Impulse setzen. Doch ohne stärkere private und öffentliche Investitionen, insbesondere in Infrastruktur, Digitalisierung und Bildung, wird der Aufschwung voraussichtlich schwach bleiben. Hinzu kommt die geopolitische Unsicherheit durch den Krieg in der Ukraine und die Handelspolitik der neuen US-Regierung.
2024 war ein schwieriges Jahr, in dem sich Berlin und Brandenburg gegen konjunkturellen Gegenwind behaupten mussten. Die Region hat Potenziale – doch ihre Entfaltung erfordert gezielte wirtschaftspolitische Impulse, mehr Planungssicherheit und bessere Rahmenbedingungen für Investitionen. Erst dann kann sich die Hauptstadtregion nachhaltig aus der konjunkturellen Stagnation befreien
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